18 Sep 2020
Der Tagesspiegel berichtet
Hamburg (14. Dezember 2018) – In den Jahren 2006 bis 2016 hat nach Angaben der KZBV durchschnittlich jeden Tag eine Zahnarztpraxis in Deutschland geschlossen. In den kommenden zwei bis drei Jahren werden 10.000 niedergelassene Zahnärzte einen Nachfolger suchen. Allein in Berlin, so Schätzungen von Zahnärzten in der Hauptstadt, wird es in fünf bis zehn Jahren rund ein Drittel weniger Zahnärzte geben. Schuld sei der demographische Wandel.
Vor dem Hintergrund dieser alarmierenden Zahlen diskutierten kürzlich rund 30 Zahnärzte, Gesundheitsexperten und die Politik im Rahmen des Politik-Frühstücks des Tagesspiegel in Berlin die Zukunft der zahnärztlichen Versorgung in Deutschland. Im Mittelpunkt stand dabei die ablehnende Haltung der Kassenzahnärztlichen Vereinigung gegenüber Zahnmedizinischen Versorgungszentren.
Unterstützt wurde das Gipfeltreffen vom Bundesverband für nachhaltige Zahnheilkunde, kurz BNZK. Dessen Vorsitzender Dr. Daniel Wichels baut im Namen der Mitglieder des BNZK auf einen offenen und konstruktiven Dialog mit der Kassenzahnärztlichen Vereinigung und der Politik, um die drohende Unterversorgung deutscher Zahnpatienten vor allem in ländlichen Regionen gemeinsam zu verhindern.
Daniel Wichels: „Der deutsche Dentalmarkt steht vor gewaltigen Herausforderungen. Eine Untersorgung deutscher Zahnpatienten in der Zukunft kann keine Option sein – zumal bereits erfolgreiche Modelle existieren, um dies zu verhindern. Die Zahl der niedergelassenen Praxen wird angesichts des demographischen Wandels schrumpfen. Gleichzeitig will die junge Zahnarztgeneration häufig nicht mehr in eine eigene Praxis gehen. Daher benötigen wir auch in Zukunft eine Vielfalt von Versorgungsangeboten mit niedergelassenen Zahnarztpraxen, Genossenschaftspraxen sowie Zahnmedizinischen Versorgungszentren, die entweder von Zahnärzten in Eigenregie betrieben werden oder über Beteiligungen privater Investoren finanziert sind.“
Der Koblenzer Zahnarzt Dr. Dr. Robert Kah wies darauf hin, dass es in Deutschland rund 530 Zahnmedizinische Versorgungszentren (ZMVZ) gibt. Davon sind 94% ehemalige Einzelpraxen, die von den Zahnärzten umgewandelt wurden. Insgesamt entsprechen die 530 ZMVZ rund einem Prozent an der Gesamtversorgung von Zahnpatienten in Deutschland. Dr. Kah: „Zahnmedizinische Versorgungszentren, deren Finanzierung über private Investoren erfolgt, haben einen Anteil von 0,1 Prozent an der Zahnversorgung in Deutschland. Die Behauptung, dass private Investoren den deutschen Zahnarztmarkt überrollen würden, lässt sich daher nicht aufrechterhalten.“ In allen ZMVZ entscheiden die behandelnden Ärzte dabei völlig eigenverantwortlich über die jeweils beste Therapie für ihre Patienten.
„Die Diskussion hat gezeigt, dass noch immer viele unbegründete Vorurteile gegen Zahnmedizinische Versorgungszentren bestehen“, so Christopher Gau, Zahnarzt aus Esens in Ostfriesland. So würden Versorgungszentren noch immer als ‚Bohrfabriken’ bezeichnet, obwohl sich dort im Durchschnitt nur 3,8 Behandler um die Zahngesundheit ihrer Patienten kümmern. Gau weiter: „Als Zahnarzt in einem ZMVZ, das über einen privaten Investor finanziert wird, fühle ich mich durch die zum Teil sehr unsachliche Kritik regelrecht entmenschlicht. Dabei versorgen wir Patienten in Ostfriesland, wo kein anderer Zahnarzt eine Praxis eröffnen wollte.“
„Veranstaltungen wie das Politik-Frühstück zeigen, dass es noch gewaltigen Aufklärungsbedarf zu Zahnmedizinischen Versorgungszentren gibt. Wir werden weiterhin aktiv den Dialog mit der KZBV und der Politik suchen, um Aufklärungsarbeit zu leisten. Verbote oder weitgehende Einschränkungen von Zahnmedizinischen Versorgungszentren sind auf jeden Fall keine Lösung, wenn die Patientenversorgung in Deutschland langfristig gesichert werden soll“, so der BNZK-Vorsitzende Daniel Wichels.